I. Was ist ein EDC-Messer?
In der Community sieht man oft das Wort EDC, aber was heißt das überhaupt? EDC steht für every day carry, was so viel bedeutet wie "tägliches Tragen". Es geht dabei im Allgemeinen um Werkzeuge oder andere Gegenstände, die immer dabei sind. In diesem Fall ist es ein Taschenmesser, das man leicht mit sich führen kann.
EDC-Ausrüstung hat mehrere wichtige Eigenschaften. Sie ist leicht, kompakt, robust und vielseitig. Am besten erfüllt jeder Gegenstand gleich mehrere Funktionen.
Nur wenn das Werkzeug kompakt ist und ein geringes Gewicht hat, kann es griffbereit und platzsparend untergebracht werden – egal ob in der Hosentasche, einem Beutel oder am Gürtel. Ein Messer ist hierfür besonders praktisch, denn es eignet sich für eine Vielzahl an Situationen und hat ein breites Anwendungsgebiet.
II. Welches Messer als EDC?
Insbesondere ein Taschenmesser erfüllt viele der Anforderungen an ein EDC-Messer, wie in den folgenden Absätzen deutlich wird.
Gewicht
EDC-Produkte müssen leicht zu tragen sein und in die Tasche passen, daher ist das Gewicht ein wichtiger Faktor. Sicher will niemand ein Messer mit sich führen, das so viel wiegt wie ein Ziegelstein. Unter 80g ist das ideale Gewicht für ein EDC-Messer, was jedoch schwer zu erreichen ist.
Daher gelten 80-120g auch als gute Wahl. Ein Gewicht von über 120g kann aber das Tragen hingegen erschweren und die Hände unnötig schnell ermüden. Besonders in der Hosentasche fühlt sich ein schweres Taschenmesser schnell störend an.
Größe
Das klassische Taschenmesser sollte nicht nur möglichst leicht sein, sondern auch über eine ausreichend große Klinge zum Verrichten der meisten Schneidaufgaben und einen Griff verfügen, der sich angenehm anfassen lässt. Für ein EDC-Messer ist eine Klingenlänge von nicht mehr als 9cm und eine Grifflänge von ca. 10cm empfehlenswert.
Beides hängt aber auch von der Größe der Hand ab. Eine kleine Hand, kommt vielleicht auch mit einem kürzeren Griff aus während eine große Hand auch ein größeres Messer erfordert, damit alle Finger sicher Halt finden.
Design und Ergonomie
Perfekte Abmessungen und ein geringes Gewicht allein reichen aber nicht. Das Taschenmesser muss auch über ein ergonomisches Design verfügen, damit es sich gut in der Hand anfühlt und sich sicher verwenden lässt.
Im Idealfall fühlt es sich wie eine Verlängerung der eigenen Hand an. Ein schlecht gestaltetes EDC-Messer nutzt außerdem die Hose oder andere Kleidung schnell ab und ein scharfer oder zu kleiner Clip macht die Taschenränder schnell unansehnlich.
Andere Aspekte des Designs sind eher Geschmacksache, können aber auch einen praktischen Nutzen haben. So zum Beispiel das Griffmaterial. Beispiele sind Holz, die stabilen Verbundstoffe G10 und Micarta oder auch Titan. Holz fühlt sich sehr angenehm und warm in der Hand an, ist aber anfälliger als die anderen genannten Materialien für Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit oder Hitze.
Titangriffschalen sind am stabilsten, aber auch schwerer als Griffschalen aus G10 oder Holz. Auch bei der Oberflächenstruktur gibt es viele Möglichkeiten. Ob poliert, mit einem unempfindlicheren Stonewash Finish versehen oder mit einer rauen Oberfläche oder Fräsungen für maximalen Halt – jede Option bringt Vor- und Nachteile mit sich.
Klingenform
Besonders wichtig für die Funktionalität eines Messers ist natürlich die Klinge. Neben dem Material – dazu später mehr – spielen auch die Form und Materialstärke der Klinge eine wichtige Rolle.
Für ein EDC-Messer besonders beliebte Formen sind die Sheepsfoot- und die Drop-Point-Klinge. Beide Klingenformen zeichnen sich durch eine sehr lange Schneidfläche aus und sind damit hervorragend für Alltagsaufgaben geeignet.
Auch die Materialstärke spielt eine Rolle: Eine starke (dicke) Klinge ist stabiler, hat aber auch mehr Widerstand und gleitet so schlechter durch das Schnittgut. Für ein EDC-Messer empfiehlt sich eine Klingenstärke zwischen 2,5 und 3,5 mm.
So ist sie ausreichend stabil für die meisten Aufgaben ohne einen zu großen Kompromiss in der Schneidfähigkeit eingehen zu müssen.
Zuletzt hat auch der Anschliff deutliche Auswirkungen auf die Schneidfähigkeit und Eignung für verschiedene Aufgaben. Das ist die Art und Weise, wie die Klinge auf den scharfen Teil der Klinge – die Schneide – zuläuft. Eine detaillierte Auflistung der verschiedenen Möglichkeiten würde an dieser Stelle zu weit führen.
Generell empfehlenswert ist aber ein Flachschliff, bei dem die Klinge vom Klingenrücken – dem höchsten Teil der Klinge – bis nach unten hin zur Schneide gleichmäßig immer schmaler wird. So entsteht eine sehr gute Balance aus Schneidleistung, Stabilität und daraus, wie lange die Klinge scharf bleibt (Schnitthaltigkeit).
Qualität und Verarbeitung
Auch wenn für den Alltag nicht das beste Messer der Welt gebraucht wird, sollte ein EDC-Messer hochwertig und langlebig genug sein, um seinen Zweck zu erfüllen und dauerhaft verschiedene Schneideaufgaben zu übernehmen. Eine gute Verarbeitung, zum Beispiel die Entfernung scharfkantiger Grate und Kanten oder die Passgenauigkeit der einzelnen Komponenten, die nur durch eine hohe Präzision bei der Fertigung erreicht werden kann, macht bei einem Gegenstand, der potenziell jeden Tag verwendet wird, einen großen Unterschied.
Je nach Verwendungszweck ist auch ein robuster Verriegelungsmechanismus sinnvoll. Hier sollte aber je nach Einsatzort die Wahl des Messers nach den geltenden Gesetzen und Regeln erfolgen. Ganz allgemein ist ein Verriegelungsmechanismus wie ein Liner Lock (Sperrfeder) aber nützlich, damit das Messer bei der Benutzung nicht versehentlich geschlossen wird und die einklappende Klinge so möglicherweise zu Verletzungen führt.
Neben den Griffmaterialien ist natürlich auch der Stahl der Klinge und der Platinen relevant. Die Platinen, also die Schicht unter den Griffschalen, die dem Taschenmesser seine Stabilität verleiht und häufig auch einen Verriegelungsmechanismus beinhaltet, sind für gewöhnlich aus Edelstahl oder bei höherpreisigen Messern auch aus Titan.
Wichtig ist hier ein möglichst rostfreies Material, denn hier einmal entstandene Feuchtigkeit kann leicht unbemerkt bleiben und sonst zu Rost führen. Die Platinen sollten außerdem skelettiert sein, um Gewicht zu sparen. Dafür werden sie an allen nicht notwendigen Stellen mit Löchern versehen, ohne dass die Stabilität merklich sinkt.
Der Klingenstahl wiederum entscheidet vor allem über die Schnitthaltigkeit der Klinge und darüber, wie leicht sie sich nachschärfen lässt. Glücklicherweise sind die meisten Stähle unserer Zeit von guter Qualität. Soll die Klinge auch bei häufiger Verwendung ohne ständiges Schärfen gut schneiden, empfiehlt sich ein möglichst harter Stahl.
Die Härte von Stahl wird in HRC (Rockwell-Härte) angegeben. Ab 58 HRC spricht man bereits von relativ harten Stählen und stellt einen guten Kompromiss aus Schnitthaltigkeit und Nachschärfbarkeit dar. Sehr harter Stahl, z.B. mit 67 HRC, lässt sich nur noch sehr aufwändig und mit Spezialausrüstung schärfen werden und ist so hart, dass er schneller bricht. Eine gewisse Flexibilität ist bei einer Klinge sinnvoll, denn sie kann leicht auch seitlicher Belastung ausgesetzt werden.
Aus diesem Grund entscheiden sich die meisten Hersteller für einen Stahl mit einer Härte zwischen 58 und 62 HRC, was auch der von uns gewählte Standard ist.
Neben der Härte ist auch die Zusammensetzung des Stahls wichtig. Ein hoher Kohlenstoffanteil sorgt zwar für eine leicht zu schärfende Klinge (sogar bei relativ hoher Härte), macht die Klinge aber auch sehr anfällig für Rost. Ein hoher Chromanteil senkt die Rostanfälligkeit hingegen deutlich.
Andere Elemente der Legierung wie beispielsweise Wolfram bringen zusätzliche Eigenschaften mit sich. Auch hier geht es immer um die Balance zwischen verschiedenen Eigenschaften, deren Maximalwerte auch deutliche Nachteile mit sich bringen und andere Eigenschaften ausschließen.
Hier sind Stähle wie 440C, N690 oder 154CM eine gute Wahl für Taschenmesser im mittleren Preisbereich. Der beliebte Stahl S35VN hingegen ist ein Beispiel für einen besonders hochwertigen Klingenstahl mit sehr wünschenswerten Eigenschaften, der aber auch seinen Preis hat.
Jedes einzelne dieser Themen könnte noch deutlich detailreicher in einem eigenen Blogeintrag beschrieben werden. Dieser Artikel soll jedoch einen ersten Überblick bieten, damit du beim Kauf deines Taschenmessers, bzw. EDC-Messers, eine gute Wahl treffen kannst.